Niederösterreichischer Tennisverband
Rollstuhltennis Verbands-Info

5-Satz-Partie mit Gabi Langmann

Beruflich mittlerweile im Ruhestand, erfüllt die gebürtige Tirolerin die Funktion der NÖTV-Rollstuhltennisreferentin seit einem Jahrzehnt mit viel Verve und Effizienz. Beim Tennis bevorzugt in der Position der Zuseherin, verfolgt sie hochinteressiert auch die Matches ihres Sohnes Nico, zu Jahresende unter den besten 30 Rollstuhl-Athleten der Welt.
Verfasst von: Martin Florian, 22.12.2022
  1. Was alles steht auf der Job-Description der NÖTV-Rollstuhltennisreferentin?

Es geht darum, wieder mehr Nachwuchs zu lukrieren, was in den vergangenen beiden Jahren bedingt durch die Pandemie schwierig war. Davor konnten wir beispielsweise im Reha-Zentrum Weißer Hof jährlich ein bis zwei Workshops veranstalten, um möglichst viele Leute – egal welchen Alters – fürs Tennis zu begeistern und dafür, generell Sport zu treiben. Natürlich zählt auch die Suche nach weiteren Sponsoren zu meinen Aufgaben, damit wir Interessierte möglichst bei der Finanzierung und Organisation von Trainingsstätten und -hilfsmittel unterstützen können. Speziell Sportrollstühle sind sehr teuer, das beginnt bei 2000 bis 3000 Euro und nach oben gibt’s quasi kein Limit. Außerdem muss man wirklich kompetente Trainerinnen und Trainer finden. Tennis im Rollstuhl ist nämlich nicht einfach nur Tennis im Sitzen, sondern braucht eine spezielle Technik, und deshalb spezielles Wissen!    

 

2. Was hat Sie motiviert, diese Funktion zu übernehmen?

Begonnen hat es natürlich damit, dass mein Sohn Nico, der wegen der Folgen eines Autounfalls seit seinem zweiten Lebensjahr querschnittgelähmt ist, mit sieben oder acht begonnen hat, sich intensiver fürs Tennis zu interessieren. Damals musste ich zunächst einmal schauen, dass wir in Wien und Niederösterreich überhaupt Plätze und Trainer finde, wo er trainieren konnte. Mit der Zeit bin ich dann immer weiter ins Thema hineingewachsen. Irgendwann hat mich dann Bernhard Kühtreiber, damals ÖTV- und NÖTV-Rollstuhltennisreferent, gefragt, ob ich ihm nicht Niederösterreich abnehmen könnte.     

 

3. Ihr Sohn, Weltklassespieler Nico Langmann, ist Österreichs Nummer 1 und seit Jahren international erfolgreich. Was waren die tragenden Säulen für seine Karriere?

Zunächst einmal die Finanzierung. Nico hatte den „Vorteil“, dass er eben wegen eines Unfalls in den Rollstuhl gekommen ist und deshalb eine Versicherung sämtliche Unfallfolgen abgefedert und die Kosten für die Rehabilitation, und auch jene für einen Tennisrollstuhl, übernommen hat. Wenn Du da aber beispielsweise einen unversicherten Freizeitunfall hast, schaut die Sache aber ganz anders aus. Aus diesem Grund hat Nico übrigens im vergangenen September eine Stiftung gegründet, die speziell junge Menschen bei der Beschaffung von Sportgeräten unterstützt.

Dann war noch wichtig, dass wir durch intensive Suche letztlich Tennisanlagen gefunden haben, die Nico mit dem Rollstuhl auf den Platz gelassen haben und drittens ist es speziell für Kinder und Jugendliche unerlässlich, dass du jemanden in deinem Umfeld hast, der dich auch logistisch unterstützt. In unserem Fall war das eben ich, die mit ihm quer durchs ganze Land gefahren ist. 

 

4. Für viele SportlerInnen mit Handicap ist die Inklusion in die jeweiligen Fachverbände, und damit eine zumindest grundsätzliche Gleichstellung, essenziell. Im ÖTV wird diese seit Jahren gelebt. Wie gut sind die Möglichkeiten für den Rollstuhltennissport in Rot-Weiß-Rot?

Auf einer Skala von eins bis zehn sind wir da sicher schon bei acht. Grad, weil eben vom ÖTV viel Interesse gezeigt wird und die Akzeptanz in den letzten 15 Jahren wirklich eine hohe geworden ist. Es gibt finanzielle Unterstützung aber auch organisatorische. So finden mittlerweile regelmäßig National- und Kadertrainings statt. Außerdem gibt es eine vom Verband, aber auch von Sponsoren gut unterstützte Hobby-Tour mit mehreren Stationen in ganz Österreich, die besonders für den Nachwuchs sehr wichtig ist.

Hilfreich für diese Entwicklung ist zudem sicher die Aufmerksamkeit, die über Jahrzehnte auch durch Erfolge im Spitzenbereich generiert werden konnte – beginnend mit dem schon legendären Martin Legner, eben über Nico, bis etwa zum jungen Vorarlberger Maxi Taucher, der sich heuer bei den Junioren in die Weltklasse spielen konnte. 

 

5. Wer zählt noch zu den wichtigsten UnterstützerInnen, die Sie an dieser Stelle gerne nennen möchten?

Aus NÖTV-Sicht möchte ich hier die Niederösterreichische Versicherung und das Sportland Niederösterreich erwähnen, welche uns seit Jahren unterstützen. Dazu bringt die weltweite Kooperation der Allianz Elementar Versicherungs mit dem Internationalen Paralympischen Komitee (IPC) auch dem Rollstuhltennissport zusätzliche Möglichkeiten und Aufmerksamkeit. Unter anderem will man mit der Videoserie #MoveNow noch mehr Menschen mit Einschränkungen zum sportlichen Training motivieren. Für die erste Episode wurde übrigens Nico als Coach ausgewählt. Und außerdem leisten Persönlichkeiten wie unsere langjährige Landestrainerin Karin Tesar, die Tochter unseres einstigen Lehrreferenten Alfred Tesar, seit Jahren großartige Arbeit.  

 

Zum Finale: Was steht noch auf Ihrer ganz persönlichen To-Do-List als NÖTV-Rollstuhltennisreferentin?

Vor allem möchte ich weiterhin mithelfen, eben noch mehr Menschen mit Einschränkungen – ganz gleich welcher Art – zum Sport zu bringen, damit auch sie erfahren können, wie viel Freude und Bestätigung sich dabei erleben lassen!

 

Interview: Fritz Hutter (www.fritzhutter.com)

 

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