5-Satz-Partie mit Franz Brandtner
1. Als Obmann kennen Sie die Arbeit in einem großen und im Meisterschaftsbetrieb Österreich weit aktiven Verein sehr genau. Welche dieser Erfahrungen lassen sich auch bei der Führung des Kreises nutzen?
Tatsächlich kenne ich die kleinen und größeren Herausforderungen der Vereine sozusagen aus erster Hand. Zum Beispiel die finanziellen, aber auch jene, die durch den Meisterschaftsbetrieb – von der Kreis-Ebene, über die Landesligen bis rauf zur Bundesliga – entstehen können. Etwa bei der Platzeinteilung und der Terminplanung.
2. Beschreiben Sie bitte das Typische am Kreis Süd?
Typisch ist vielleicht die große Tradition unserer Vereine als Turnierveranstalter. Jährlich können wir uns über rund 1500 Teilnahmen freuen und es finden sich immer wieder Clubs, die mit viel Begeisterung und Kompetenz Turniere ausrichten. Und das ganzjährig. Außerdem übernimmt der Kreis bei Jugendturnieren etwaige Hallenkosten.
3. Was sehen Sie als die größte Herausforderung für den Tennissport in Ihrer Region?
Ganz ehrlich gesagt, erscheint mir nichts wirklich unlösbar. Selbst die Pandemie hat uns, bis auf ein paar Terminverschiebungen im Jahr 2020, nicht ernsthaft schaden können, sondern sogar eher gestärkt. Tatsächlich hat Tennis in dieser Zeit einen spürbaren Zulauf erlebt und es sind viele neue Mitglieder in die Vereine gekommen. Eine echte Challenge liefert aber der Mangel an Hallenplätzen, bzw. auch die Schließung mancher Hallen. Mittlerweile müssen viele TennisspielerInnen im Winter in andere Kreise oder auch ins benachbarte Burgenland „auswandern“. Aber vielleicht sorgt auch da diese neue Begeisterung für einen Umschwung …
4. Mit dem NÖTV-Leistungszentrum Neunkirchen ist einer der niederösterreichischen Jugend-Hotspots in Ihrem Kreis angesiedelt, und auch sonst ist man in Sachen Nachwuchs sehr aktiv. Wie zufrieden sind mit der Jugendarbeit im Kreis?
Da sind wir auf einem sehr guten Weg. Mit Wolfgang Mayer haben wir im Leistungszentrum einen sehr engagierten Leiter, der für die ausgezeichnete Technik vieler unserer Jugendlichen mitverantwortlich zeichnet. Es freut mich außerdem sehr, dass wir unsere Kadertrainings erweitern konnten, und nun auch regelmäßig ambitionierte Spielerinnen und Spieler dazuholen, die vielleicht nur zwei- dreimal die Woche trainieren können. Neben unseren zahlreichen Jugendturnieren wiederum findet heuer zu Pfingsten in Wr. Neustadt auch ein Event der Initiative „1000 Tennisrackets für 1000 Mädchen“ statt. Eine sehr wichtige Aktion, wie ich finde, weil gerade im Teenager-Alter speziell viele Mädchen dem Sport und den Vereinen verloren gehen.
5. Warum ist Tennis aber auch ein großartiger Sport für erwachsene Ein- oder Umsteiger? Ihr Plädoyer bitte.
Unter den vielen Argumenten fürs Tennis möchte ich herausgreifen, dass Tennis eine relativ günstig auszuübende Sportart ist, welche nicht nur fit hält, sondern durch das breite Angebot der Vereine auch einen hohen gesellschaftlichen Mehrwert bietet. Auch und speziell, weil man Tennis durch die Doppelvariante bis ins hohe Alter ausüben kann. Ein gutes Beispiel dafür ist mein 80-jähriger Vater, der für nix auf der Welt seine drei wöchentlichen Doppelpartien auslassen würde.
Zum Finale: Was steht noch auf der To-Do-List Ihres Kreis-Gremiums, was will man so schnell wie möglich umsetzen?
Im Grunde wollen wir einfach weiter unsere 80 Vereine mit ihren vielen Mitgliedern unterstützen. Und wir wollen die Jugendarbeit im Kreis immer weiter professionalisieren! Außerdem möchten wir bei Wirtschaft und Politik verstärkt Lobbying zum Thema „Tennishallen“ betreiben – für den Breitensport und speziell auch wieder für den Nachwuchs. Wenn du zu Kindern im Herbst, am Ende der Freiluftsaison, wegen fehlender Hallenplätze sagen musst, wir sehen uns im April wieder, dann brechen dir leider viele weg. Das soll verhindert werden!
Interview von Fritz Hutter (www.fritzhutter.com)