Mental-Blog 17: für unsere NÖTV-Spieler/innen
Mental Blog 17: für unsere NÖTV-Spieler/innen
Respektvolle Unterstützung als Hilfe zur Selbsthilfe (Hermann Tatschl)
Wettkampftennis ist wieder zurück! Zumindest auf nationaler Ebene! Auch auf internationalem Parkett nimmt die Zahl Tenniswettkämpfe mit aller Vorsicht und Rücksicht wieder zu! Manche Sportlerinnen und Sportler starten voll Energie, mit positiven Erwartungen aus dem „Shutdown“. Bei anderen läuft der Motor anfangs nicht so rund. Auch in Nicht-Corona-Zeiten gibt es oben und unten, hoch und tief!
Menschen im Umfeld der Sportler/innen haben Erwartungen. Manche meinen, die Vorbereitung auf die Turniere war gut, wenn auch nicht optimal. Andere üben sich in Zweckpessimismus: Nicht ganz abgeklungene Verletzungen, suboptimale Trainingsbedingungen, schwierige Auslosungen, schulische Anforderungen und was noch alles die Leistungsfähigkeit behindern kann, wird ausführlich besprochen. Man redet darüber, was Leistung und Erfolg hindert, statt darüber, was beides begünstigt.
Häufig begleitet dieses „mentale Paket“ Spielerinnen und Spieler mit in den Wettkampf! Die Sprache des Körpers zeigt bereits nach einigen gespielten Punkten den inneren Zustand an. „Ich fühle mich nicht wohl, traue mir nichts zu, bin sehr angespannt, fühle Druck!“ Körperliche Ausdrucksweisen bieten einen weiten Spielraum für Interpretation. Oft fehlt es an Wertschätzung eigenen Talents, eigener Fähigkeiten! Positive Unterstützung des Umfelds kann besonders vor Wettkämpfen viel bewirken.
Chancen auf Unterstützung gibt es auch während des Wettkampfs. Natürlich gilt das Coaching-Verbot! Sprache und Körpersprache vertrauter Menschen auf der Betreuerbank bewirken bei den Spielerinnen und Spielern mehr, als angenommen. Ständige technische/taktische Anweisungen richten während des Wettkampfs wenig aus. Eltern, Trainer und Betreuer sollten stattdessen eine positive Sprache und Körpersprache zeigen. Technik und Taktik werden lange vor dem Wettkampf festgelegt, ausgerichtet an eigenen Fähigkeiten und Eigenschaften, statt nach denen der Gegner.
Nach dem Wettkampf ist Ruhe oberstes Gebot. Sieg oder Niederlage sind fix! Der vielfach an den Tag gelegte „Verbal-Aktionismus“ mancher Betreuer ändert daran absolut nichts. Athletinnen und Athleten brauchen jetzt die Chance, Geschehenes zunächst selbst zu verarbeiten. Am besten durch körperliche Bewegung. Auslaufen fördert den körperlichen, emotionalen und geistigen Ausstieg aus dem Modus des Wettkampfs und damit die Rückkehr in den Alltag.
Die Nachbesprechung hat vor allem einen Zweck: Der Sportler, die Sportlerin soll gesammelte eigene Erfahrungen erkennen und sortieren. Wer jetzt dem Redeschwall der Betreuer ausgesetzt ist, blendet sich mental relativ rasch aus. Wertvolles Eigenwissen, erworben durch Selbsterfahrung auf dem Platz, wird ignoriert! Erst wenn der Athlet, die Athletin eigene Erfahrungen auf den Tisch gelegt hat, ist Zeit für vertraute Außenstehende, die das Match wirklich aufmerksam verfolgt haben, ihre Eindrücke zu schildern. In einer Art und Weise, die dem Wissen Sportler, der Sportlerin nützt, nicht dem Abbau der Emotionen von Betreuern dient!
Viel Geld und Zeit fließt in die Ausbildung junger Sportlerinnen und Sportler! Ich habe Riesenrespekt vor Eltern und anderen Beteiligten, die voll Herzblut und Freude dabei sind und eigene Bedürfnisse oft dem Sport unterordnen. Der Lohn dafür sollte die umfassende Entwicklung der Talente sein. Ein Pfeiler von Talent ist Eigenverantwortung. Hilfe zur Selbsthilfe stärkt diesen Pfeiler enorm.
Liebe Grüße, Hermann
office@sport-mental.at