ATP-Challenger: Thiem und Novak erst in den Finals von Rennes und Stettin gestoppt
In Österreichs Davis-Cup-Team hatten sich Dominic Thiem, Dennis Novak und Sebastian Ofner, nach zuvor erfolgter Rücksprache mit ÖTV-Kapitän Jürgen Melzer, diesmal nicht befunden. Immerhin hat sich der Verzicht auf den Länderkampf gegen Pakistan in Tulln zugunsten dringend benötigter ATP-Punkte fürs Trio aber ausgezahlt. Dieses sorgte auf ATP-Challenger-Ebene nämlich ebenfalls für eine sehr erfolgreiche rot-weiß-rote Woche. So wurde Thiem in Rennes ebenso erst im Endspiel gestoppt wie Novak in Stettin, Ofner schaffte es in Istanbul bis ins Viertelfinale.
Thiem trotzt in Frankreich dreimaligem Kaltstart
Thiem hatte nach seiner Auftaktniederlage bei den US Open in New York, die er 2020 ja gewonnen hatte, gegen den starken Spanier Pablo Carreno Busta gute Ansätze erkannt, in erster Linie noch seine fehlende Konstanz bemängelt. „Aber es wird langsam, und das stimmt mich positiv für das, was in dem Jahr noch kommt.“ Und tatsächlich sollte er bei seinem ersten Turnierauftritt nach den US Open sogleich sein erstes Endspiel seit jenem bei den ATP Finals in London im November 2020 erreichen. Der Niederösterreicher wollte nach dem vierten und letzten Grand-Slam-Turnier dieser Saison auf Hartplatz verbleiben und sich beim ATP-90-Challenger in Rennes, mit einer Wildcard ausgestattet, Siege und Selbstvertrauen holen – mit Erfolg.
Thiem (ATP 216) überwand in den ersten drei Matches immerzu einen langsamen Start, eliminierte den routinierten, französischen Ex-Weltranglistensechsten Gilles Simon (ATP 175) mit 4:6, 6:3, 6:2, den fünftpositionierten Briten Ryan Peniston (ATP 135) nach 1:3-Rückstand klar mit 6:3, 6:4 und den Bulgaren Adrian Andreev (ATP 331) mit 3:6, 6:3, 6:2. Durch ein 6:2, 7:5 gegen die topgesetzte, französische Stoppballmaschine Hugo Gaston (ATP 85) zog der 29-Jährige schließlich ins Finale ein. Dort erwischte der Schützling von Nicolas Massu daraufhin aber einen schwarzen Tag und musste sich dem französischen Ex-Weltranglisten-25. Ugo Humbert (ATP 139), Nummer vier der Setzliste, nach lediglich 75 Minuten Spielzeit mit 3:6, 0:6 beugen.
„Die Arbeit in den letzten Wochen war richtig“
„Heute hat es aus ein paar Gründen nicht geklappt. Erstens hat der Gegner wirklich gut gespielt und mir keine Zeit gelassen, und dann habe ich die wenigen Chancen im ersten Satz (fünf Breakbälle; Anmerkung) nicht genützt“, analysierte Thiem. „Ich war auch kein einziges Mal vorne – ich bin das ganze Match hinterhergelaufen.“ Im zweiten Durchgang habe er es Humbert nach einem raschen Aufschlagverlust zu leicht gemacht. Insgesamt holte der Lichtenwörther im zweiten Satz bloß noch acht Punkte, kam zu keiner Chance auf einen Spielgewinn mehr. Trotzdem würden die Positiva nach der Woche überwiegen: „Es war das erste Mal seit längerer Zeit, dass ich fünf Matches gespielt habe, und auch alle mit voller Intensität.“ Daran müsse er sich erst wieder gewöhnen. „Die Spannung im Match passt noch immer nicht ganz, manchmal zu viel, manchmal zu wenig.“
Thiem sähe zwar überall noch Dinge zu verbessern, jedoch auch, „dass die Arbeit in den letzten Wochen richtig war.“ Auch auf seiner offiziellen facebook-Fanseite zeigte er sich am Montag „nicht happy mit meiner Performance gestern, aber es war eine gute Woche. Es fühlt sich toll an, dass meine Schläge wieder ihre alte Stärke erlangen. Jetzt ist’s an der Zeit, solider zu werden und sich daran zu gewöhnen, hintereinander lange, intensive Matches zu spielen.“ Er gratulierte Humbert außerdem „zu einer exzellenten Woche – du bist ein großartiger Spieler!“ Mit seinem Finaleinzug schob sich Thiem im Rahmen seines Comebacks nach seiner so langwierigen Handgelenksverletzung wieder zurück bis in die Top 200, bis auf Platz 182. Schon in der neuen Woche gibt es zudem die Chance, erneut kräftig zu punkten: Er steht beim ATP-250-Turnier in Metz mit seinem Protected Ranking im Hauptbewerb und eröffnet hierbei gegen den französischen Ex-Weltranglistensiebten Richard Gasquet (ATP 85).
Novak klopft wieder an den Top 100
Im polnischen Stettin schaffte es Novak sogar bei einem ATP-125-Sandplatz-Challenger ins Finale. Der siebtgesetzte Niederösterreicher (ATP 136) schlug den Argentinier Thiago Agustin Tirante (ATP 171) mit 7:6 (4), 6:3, den italienischen Qualifikanten Mattia Bellucci (ATP 290) mit 5:7, 6:4, 6:4, den britischen Qualifikanten Jan Choinski (ATP 554) glatt mit 6:1, 6:3 und den Italiener Raul Brancaccio (ATP 204) nach 0:2-Rückstand im ersten Satz und der Abwehr von vier Satzbällen im Tiebreak des zweiten Durchgangs mit 6:4, 7:6 (9). Im Endspiel hielt der 29-Jährige mit dem in exzellenter Form befindlichen, französischen Linkshänder Corentin Moutet (ATP 84), der unlängst bei den US Open bis ins Achtelfinale gekommen war, hervorragend mit. Nach 2:6,-0:2-Rückstand kämpfte sich der Schützling von Günter Bresnik noch in einen dritten Satz, verlor allerdings letztlich nach rund 2:30-stündiger Gegenwehr mit 2:6, 7:6 (5), 4:6.
Mit seinen 75 eroberten ATP-Punkten machte Novak in der Weltrangliste trotzdem einen schönen Sprung nach vorne. Er verbesserte sich um 25 Plätze auf Position 111. Im Falle eines Finalcoups hätte er sogar fast die durch Thiems lange Zwangspause entstandene Phase ohne österreichischen Top-100-Spieler enden können und wäre bis auf Rang 103 gestiegen. Dennoch ist die Rückkehr in diesen elitären Zirkel für die einstige Nummer 85 der Welt mit dem zweiten Saisonfinale nach dem beim Meerbusch-Challenger im August nun wieder absolut in Reichweite gelangt.
Ofner zurück unter den Top 200
Beim ATP-80-Hartplatz-Challenger in der türkischen Metropole Istanbul stand Sebastian Ofner ein fünftes Mal seit seinem im April gestarteten Comeback, nach siebenmonatiger Verletzungspause, in einem Challenger-Viertelfinale. Der Steirer (ATP 209) bezwang zum Auftakt den türkischen Qualifikanten Sarp Agabigün (ATP 1227) mit 6:2, 6:4 und danach den ukrainischen Ex-Top-50-Mann Illya Marchenko (ATP 310) nach einem 2:5-Rückstand im zweiten Satz mit 6:1, 7:5. Im Kampf um einen Platz im Halbfinale musste sich der 26-Jährige etwas überraschend dem türkischen Wildcard-Spieler Koray Kirci (ATP 971) mit 6:4, 3:6, 3:6 geschlagen geben. Dieser hatte zuvor allerdings schon den spanischen Ex-Weltranglistensiebten Fernando Verdasco eliminiert. Mit dem erreichten Viertelfinale ist Ofner seit dem heutigen Montag dennoch wieder ein Mitglied der Top 200, er schob sich auf Platz 197 nach vorne. In der neuen Woche ist er diesmal beim ATP-125-Sandplatz-Challenger in Genua am Start.
Hier alle Ergebnisse des ATP-90-Challengers in Rennes.
Hier alle Auslosungen und Ergebnisse des ATP-250-Turniers in Metz.
Hier alle Ergebnisse des ATP-125-Challengers in Stettin.
Hier alle Ergebnisse des ATP-80-Challengers in Istanbul.
Hier alle Ergebnisse und Auslosungen des ATP-125-Challengers in Genua.